Schweiz: Telefonbetrug erkennen – Enkeltrick, Schockanruf & falsche Polizisten

Ein Anruf, ein paar Worte – und plötzlich steht alles auf dem Spiel. Telefonbetrug ist eine perfide Masche, bei der Täter gezielt Vertrauen ausnutzen. Besonders ältere Menschen werden mit Schocknachrichten, erfundenen Notlagen oder falschen Identitäten unter Druck gesetzt – oft mit verheerenden Folgen.

In diesem Beitrag erfahren Sie, wie die gängigsten Tricks funktionieren, woran Sie einen Betrugsversuch erkennen und was Sie im Ernstfall tun können. Denn wer vorbereitet ist, kann sich besser schützen – und auch andere warnen.

Drei gängige Formen des Telefonbetrugs

1. Der sogenannte Enkeltrick

Ein Anrufer meldet sich mit den Worten: „Rate mal, wer hier spricht.“ Wer dann einen Namen nennt, hat oft schon verloren – denn der Täter übernimmt nun diese Identität. Es folgt eine Geschichte, in der eine dringende Notlage (z. B. ein Unfall, eine finanzielle Not) dargestellt wird. Die „Enkelin“ oder der „Neffe“ bittet um Bargeld – angeblich nur geliehen, „nur für heute“, aber dringend. Die Opfer werden gebeten, das Geld an eine Vertrauensperson zu übergeben, da „Enkelin“ oder „Neffe“ selbst „nicht kommen können“.

2. Falsche Polizisten

Ein Mann am Telefon stellt sich mit Namen und Dienstgrad vor. Die Nummer auf dem Display wirkt glaubwürdig. Der Anrufer behauptet, dass eine Einbrecherbande festgenommen wurde und auf einer Liste Ihre Adresse stand. Ihr Geld und Ihre Wertsachen seien in Ihrer Wohnung nicht mehr sicher, heisst es, auch nicht bei der Bank. Deshalb müssten Sie es „in polizeiliche Verwahrung“ geben. Ein angeblicher Kollege kommt zur Abholung – in Wahrheit ein Komplize.

3. Schockanruf mit angeblichem Unglück

Bei dieser Variante wird mit Schock und Angst gearbeitet: Angeblich hat ein naher Angehöriger einen tödlichen Unfall verursacht. Damit die Person nicht ins Gefängnis muss, sei eine hohe Kaution fällig – sofort. Die Täter geben sich als Staatsanwalt, Gericht oder Polizist aus und fordern eine Geldzahlung, oft unter massivem psychischem Druck.



Wichtig zu wissen:
In der Schweiz gibt es dieses Vorgehen nicht. Anders als in Filmen oder ausländischen Rechtssystemen gibt es keine Möglichkeit, eine Person telefonisch oder durch spontane Barzahlung vor einer Haftstrafe zu „bewahren“. Das Konzept der Kaution, wie es hier dargestellt wird, ist reine Erfindung der Täter, aber für viele Menschen nachvollziehbar – gerade weil sie es aus amerikanischen Filmen oder Serien kennen.


Was die Täter so gefährlich macht

  • Sie sind organisiert: Oft agieren professionelle Tätergruppen, die gezielt Adressen, Namen oder Telefonnummern älterer Menschen recherchieren.
  • Sie manipulieren: Durch geschickte Gesprächsführung und gezielten Druck bringen sie ihre Opfer dazu, Entscheidungen zu treffen, die sie im Normalfall niemals treffen würden.
  • Sie nutzen Technik: Mit sogenanntem Call ID Spoofing können sie Telefonnummern fälschen, sodass auf dem Display „117“ oder die Nummer der lokalen Polizeistation erscheint.

Die meisten Täter agieren dabei aus dem Ausland – sie sind schwer greifbar und oft nur mit Hilfe internationaler Ermittlungen zu identifizieren. Umso wichtiger ist es, solche Versuche frühzeitig zu erkennen und gar nicht erst darauf einzugehen.

Was Sie im Ernstfall tun sollten

Sofort auflegen

Ein gesundes Misstrauen ist kein Zeichen von Unhöflichkeit – im Gegenteil: Es schützt. Sobald Ihnen etwas seltsam vorkommt, beenden Sie das Gespräch. Lassen Sie sich nicht weiter befragen oder aushorchen.

Niemals Geld oder Wertsachen übergeben

Echte Polizisten oder Gerichte fordern niemals telefonisch Geld, schon gar nicht zur „Sicherung“ oder als angebliche Kaution.

Keine Informationen preisgeben

Geben Sie am Telefon keine Details zu Ihrer Wohnsituation, Bankverbindung, Bargeld oder Familienangehörigen weiter – selbst wenn die Anrufer vermeintlich alles schon wissen.

Bei Unsicherheit: Rückruf über bekannte Nummern

Wenn Sie den Verdacht haben, dass ein echter Verwandter in Not ist, rufen Sie ihn direkt unter der bekannten Nummer an – nicht über eine Nummer, die Ihnen der Anrufer vorgibt.

Polizei informieren

Jeder Betrugsversuch sollte gemeldet werden – auch wenn Sie nicht darauf hereingefallen sind. Nur so kann die Polizei Zusammenhänge erkennen und andere Menschen schützen.



Schutz für sich selbst und andere

Gerade ältere Menschen sind besonders gefährdet, weil sie in den meisten Fällen hilfsbereit, höflich und gut erzogen sind. Genau das nutzen die Täter aus.

Darum gilt:

  • Sprechen Sie mit Eltern, Grosseltern oder alleinlebenden Verwandten und Bekannten über diese Betrugsmaschen.
  • Vereinbaren Sie ein Familienpasswort für echte Notfälle. Kennt die Person am Ende der Leitung Ihr Passwort nicht? Dann handelt es sich um einen Betrüger.
  • Legen Sie eine Erinnerung neben das Telefon: „Polizei ruft nie an und holt nie Geld!“ und „Bei seltsamen Anrufen XY anrufen.“

Wenn der Betrug funktioniert hat: Keine Scham, sondern Hilfe holen

Wer hereingefallen ist, fühlt sich oft beschämt – doch wichtig ist: Sie sind kein Einzelfall. Vielen Menschen passiert genau das. Entscheidend ist, dass Sie sich Hilfe holen: bei der Polizei, bei Vertrauenspersonen, bei Beratungsstellen.

Nur so kann aufgearbeitet werden, was passiert ist – und gleichzeitig anderen geholfen werden, nicht in die gleiche Falle zu tappen.

Fazit

Telefonbetrug ist keine Bagatelle. Es handelt sich um eine perfide, organisierte Form der Kriminalität, die Menschen um ihre Ersparnisse, aber auch um Vertrauen und Sicherheit bringt.

Wachsamkeit, Aufklärung und rechtzeitiges Handeln sind die besten Mittel dagegen. Ihre Polizei unterstützt Sie dabei – und ist für Sie da, wenn Sie etwas melden oder sich informieren möchten.

 

Quelle: Polizei.news-Redaktion
Bildquellen: Bild 1: => Symbolbild © aletia/Depositphotos.com; Bild 2: => Symbolbild © Lordn/Shutterstock.com; Bild 3: => Symbolbild © fizkes/Shutterstock.com

MEHR LESEN